Bericht Wesenstest

 

Für mich als Jungjäger und frisch gebackener Hundeführer, der noch vor einem Jahr sich keine Gedanken über Hundeerziehung machte, war die Vorbereitung auf den Wesenstest eine große Herausforderung. Der junge Hund ist in diesem Alter (Stichwort Pubertät) alle paar Wochen immer wieder anders drauf, da kommt man nicht immer so schnell mit. Mal läuft er brav bei Fuß und liest dir alles von den Lippen ab, mal ist er scheinbar taub und hat so plötzlich alles Gelernte vergessen. Man macht sich über alles Gedanken und Sorgen. Was ist wenn der Hund den Prüfer bei der Untersuchung anknurrt, wie letzte Woche in der Klinik den Tierarzt. Oder nach dem ableinen die Weite sucht und auf deine Rufe nicht mehr reagiert, wie es vorgestern beim Gassi gehen war. Oder völlig durchdreht, wenn er die Diemel entdeckt, zu gern schwimmt der Junge und vergisst dabei alles was um ihn herum passiert. Als Hundeführer kennt man natürlich seinen Hund und seine Mankos, keiner ist vollkommen. Und deshalb wird man selbstverständlich ein wenig nervös. Und dann war es so weit, wir waren dran. Bruno sollte zur Überprüfung auf den Tisch, Zahnkontrolle sollte durchgeführt werden. Geübt hatten wir es, sogar mit Fremden. Und da passierte es, der Hund knurrt. Die Reaktion von Herrn Vietor war phänomenal: „Der Hund, der einstecken muss, der darf auch austeilen„. Schnell war mir klar, dass hier wohlwollend geprüft wird. Da waren plötzlich alle Sorgen und Ängste wie weggefegt. Erneut und mit aller Ruhe kontrollierte Herr Vietor die Zähne und setzte die Untersuchung fort. Der Herrchen und somit auch der Hund steckten sich mit seiner Ruhe und Gelassenheit an. Es ging weiter mit sehr viel Spaß und Spannung auf die Wiese, die sich an dem Ufer der Diemel befand. Die Gegend in Liebenau ist nahezu malerisch. Die Wiese wurde großflächig und aufwändig mit optischen und akustischen Reizen bestückt. Das frisch erlegte Wild wurde im hohen Gras versteckt. Alles war Spannend und wollte erkundet werden. Aufgeregt, hin und wieder abgelenkt lief der Hung durch den Parcours. Einige Reize, wie Hühner im Stahl gehörten eigentlich gar nicht dazu, erregten aber trotzdem die Aufmerksamkeit von Bruno. Da ich noch nie einen Hund zu einer Prüfung geführt habe, war ich ein wenig verloren und wusste nicht so wirklich, ob von mir etwas erwartet wird. Das blieb nicht unbemerkt. Herr Wickbold gab mir kleine Hilfestellungen und spornte mich an. Auch an den Reaktionen der Prüfer wurde mir schnell klar, was Sie sehen wollen. Zum Schluss hatte Bruno die größte Belohnung verdient und durfte endlich in die Diemel springen. Alle Hunde wurden an dem Tag wohlwollend geprüft und haben den Wesenstest bestanden. Zu meiner großen Überraschung sammelte Bruno alle Punkte und wurde als gruppenbester ernannt. Stolzer kann wohl ein Hundeführer nicht sein! Wir bedanken uns bei der Familie Wickbold und Herrn Michael Vietor für die Zeit, die Sie für uns geopfert haben, für das leibliche Wohl, trotz Corona und dafür, dass wir dabei sein durften.

Mit freundlichen Grüßen

 

Oleg Ertel und Bruno